Wusstet ihr schon, dass sich vor 75 Millionen Jahren die evolutionären Wege von Maus und Mensch getrennt haben? Aber dass wir 99% unserer Gene mit ihnen teilen? Darunter
auch jene, mit denen wir einen Schwanz bilden können. Zwischen uns und ihnen sind genau
300 Gene von 30.000 unterschiedlich. Dabei kommt es auch darauf an, wie diese untereinander kommunizieren und wie ihre Proteine in den Zellen weiterverarbeitet werden. So
beträgt die Übereinstimmung auf der Ebene der biochemischen Buchstaben, der Nukleotide, nur noch 40%. Davon gibt es 2,5 Milliarden, rund 14% weniger als beim Menschen (2,9
Milliarden).
Mittlerweile habe ich 3 Terrarien mit Mäusen. Um einer unkontrollierten
Vermehrung zu begegnen, muß ich sie nämlich nach Geschlechtern trennen.
Und da die Männchen aggressiver sind, können sie nur zu viert
zusammen sein, vorrausgesetzt, sie kennen sich von Kindesbeinen. Die
Weibchen sind bis zu zehn zusammen und dulden sogar nach kleineren
Reibereien Fremde, wenn sie nicht gerade Nachwuchs haben.
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Das sind Maja (hell) und Willi (beige). Mittlerweile sind sie fast 3
Jahre alt, der höchsten Lebenserwartung. Mit dem Speck, den sie da
essen, kann man sie aber nicht fangen. Ihre Lieblingsspeise ist
einfaches, trockenes Brot.
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Und hier turnen sie an Ästen und Zweigen herum. Mit ihrem
Schwanz, der ihnen auch als Balancierstange dient, halten sie sich
dabei fest. Beim Klettern umfassen sie den Ast, der ihnen auch zum
nagen dient, mit ihren Zehen wie die Menschen.
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Ein Terrarium kann aus einem Aquarium (ohne Wasser drinn) bestehen. Mäuse können
sich nämlich recht platt und dünn machen. Dann kommen sie durch jedes (!) Gitter durch.
Der Behälter sollte eine MindestGrösse von 80 x 30 x 25 haben. KostenPunkt: ca. EUR 40,-.

Mäuse sind von Natur aus sauber. Fast den ganzen Tag putzen sie sich
wie Katzen. Dabei reiben sich die Männchen auch mit ihrem etwas
strengeren Urin ein, um das Revier zu markieren. Die Weibchen pflegen
sich öfters auch gegenseitig, wobei die geputzte wonnevoll eine Art
tschilpendes Geräusch von sich gibt.
Ihr Geschlecht aber festzustellen, ist zunächst recht schwierig (vor
allem, wenn sie noch klein sind). Der Verkäufer gab mir Charlotte in
dem Glauben, sie wäre weiblich. Dann aber, nach einiger Zeit, sah
ich mich genötigt, sie umzubennen. Jetzt heißt er Charly.
Das gibt Probleme. Spätestens, wenn sie 1 Jahr alt sind, streiten sich
die Männchen um die Vorherrschaft. Da kann Blut fließen. Und Charly
hat ein sanftmütiges Wesen. Erst putzt er sie, dann läuft er
quieckend vor allen weg, die ihn mit vor Erregung
zitternden Schwänzen verfolgen.

Alle meine Mäuse sind jetzt äußerst zutraulich. Auch bei Fremden kommen
sie gern auf die Hand gelaufen. Zuerst bleiben sie vielleicht noch schnüffelnd
mit einem Bein auf ihrem Territorium stehen - zur Sicherheit. Aber dann
sind sie nicht mehr zu halten. Alles Neue muß schließlich in Augenschein
genommen werden.
Außerdem ist es ihnen möglich, auf menschliche Sprache zu reagieren.
So dumm sind sie nämlich garnicht - zumindest was das Fressen
angeht. Fritz ist dabei immer ein bißchen langsam gewesen.
Und deshalb rief ich ihn des öfteren beim Namen. Dieser steht nun für die Mäuse
in seinem Terrarium als Synonym fürs Fressen. Sie laufen sofort zu
der Stelle, an der ich sie für gewöhnlich fütter, wenn ich seinen
Namen rufe.
Mein Geruch gibt ihnen übrigens das Gefühl von Schutz und Geborgenheit.
Wenn ich länger weg bin, freuen sie sich wahnsinnig über meine Rückkehr.
Ist in diesem Fall jemand anderes in meiner Wohnung, fangen sie wieder
an zu fremdeln. Erst wenn mein Geruch wieder dominant im Zimmer ist,
trauen sie sich wieder zu mehr.
Wenn ich eine maus gestreichelt habe, haftet mein geruch noch für eine
weile an ihrem fell. Dann wird sie von den anderen umzingelt und
beschnuppert, so dass sie in dem augenblick im vollen mittelPunkt des
mäuseZirkus steht. Schön gerade für die tiere, die unten in der
hierachie stehen.
Zu sehen ist auch, dass die anderen dann ihre köpfchen unter sie stecken,
damit sie geputzt werden. Andere pflegen zu dürfen ist ein (sozialer)
vertrauensBeweis.

Ganz allgemein sehen Mäuse schlecht (Nachtiere). Ihre Pupillen sind zudem
unbeweglich. Dafür können sie um so
besser riechen. Überhaupt erkennen sich Gruppen untereinander eher durch
eine Geruchs- Überprüfung am Hinterteil des anderen. Hiermit verfügen
sie über eine starke soziale Bindung. Bei den Kleinsten bleibt z.B. immer
eine zurück als Aufpasserin, ob es nun Fütterung gibt oder nicht. Eine
außerordentliche Leistung angesichts ihrer Lieblingsnahrung: Erdnüsse.
Auch Männchen können zur Not diese FamilienFunktion übernehmen. Ebenso
wie sie sich gegenseitig putzen, indem sie zur Aufforderung das
Köpfchen unter die Schnauze des anderen stecken.
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Ganz toll ist es für sie, wenn sie ein dreidimensionales Klettergerüst
haben. Sie sind sehr balancierbegabt und vermögen an Holz senkrecht
hochzugehen.
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Auch sie benötigen Abwechslung und eine ständige geistige
Auseinandersetzung in ihrem Leben, sonst werden sie vor lauter
Langerweile stumpf und ängstlich. In fremden Situationen sind dann
Mäuse in Terrarien mit mehreren Ebenen selbstbewußter und zielsicherer.
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Das sensibelste Organ der Mäuse scheint die Nase zu sein. Die
Geruchszellen generieren sich ständig neu (bis zu tausend pro Tag).
Das hat den Vorteil, daß bei Verletzungen oder ähnliches ihre
Sinnesfunktion bald wieder hergestellt ist. Aber auch, daß sie sich
nach einer Weile der Abwesenheit (1 Woche), nicht mehr richtig
wieder erkennen. Denn die neuen Zellen haben nicht mehr den vertrauten
Geruch der abwesenden Maus erfahren. Äußerst schwierig ist es vor
allem dann für die "Verreiste", wenn sie mit fremden Gerüchen behaftet
ist, z.B. denen eines Männchens. Dann muß sie regelrechte Schlachten
mit den anderen ausführen, um sich wieder aufgenommen zu werden.
Wisst ihr übrigens, dass Mäuse auch träumen können? Manchmal peitscht
ihr Schwanz und sie machen glucksende Geräusche. Oft liegen sie auch
da mit offenen Augen, sind geistig aber vollkommen weggetreten.
Mäuse wie menschen haben auch im alter noch die fähigkeit, nervenZellen
auszubilden. Bei stress oder langerweile werden diese jedoch ungebraucht
vernichtet. Nur wenn sie ständig angeregt werden, können die zellen
mit neuem wissen beibehalten werden.

Aggression entsteht oft durch Eintönigkeit. Dabei brauchen die
Männchen nicht unbedingt Einzelgänger sein. Sie können sich z.B.
innerhalb einer Gruppe durchaus ein Weibchen teilen, ohne
gegeneinander Konkurrenz zu empfinden.
Das ist wie bei den Löwen: als Verwandte kennen sie sich so gut, daß
sie sich vertrauen und dadurch die Chance erhöhen, länger das Revier
gegenüber Eindringlingen anzuführen. Jeder hat außerdem die
Möglichkeit, seine eigenen Gene lange Zeit weiterzugeben.
Sich mit dem eigenen Urin einreiben und somit über die Füße alles
markieren dürfen allerdings nur die Chefs.
Es zeigt sich bald, wer ein Chef ist bzw. wird. Sie sind immer die
ersten, wo es was Neues gibt oder neue Wege zu beschreiten sind. Und
erst danach trauen sich die anderen für gewöhnlich auch.

Übrigens: Mäuse im eigenen Revier domminieren in der Regel, auch wenn
sie schwächer als der Eindringling sind. Dieser bezieht automatisch
eine unsichere Position und läßt sich leichter vertreiben. Seine
Vorsicht in dem Augenblick erkenne ich daran, daß er sehr flach auf
dem Bauch läuft. Das Selbstbewußtsein ist entscheidend, wer das sagen
hat, nicht unbedingt körperliche Stärke oder Größe.
Generell sind Mäuse da, wo sie nicht geboren wurden, äußerst ängslich.
Bei gefahr können sie für Minuten absolut starr werden. Allzu großer
Streß wie ständiges Umquartieren und zuviele Männchen in einem
Terrarium sollte ihnen nicht zugemutet werden. Sie haben ein
ziemlich schwaches Herz, daß bei riesigem Schrecken auch stehen
bleiben kann.
Sie brauchen z.B. bis zu einem Jahr, um sich an Menschen zu
gewöhnen. Jetzt hat selbst die neueste Generation der Kinder keine
Angst vor mir, da sie von den Eltern gelernt haben, daß ich wichtig
bin fürs Überleben. Sie haben mir gegenüber eine regelrechte
Beißhemmung. Dabei bleiben sie aber weiterhin scheu, wenn sich große
Objekte auf sie zubewegen.

Folgendes ist bei den weibchen passiert: Eine kleine Maus ist an irgendwas
gestorben. Noch bevor ich es bemerken konnte, ist sie in der Nacht
fast gänzlich aufgefressen worden. Mit Haut und Haar. Erstens hätte
sie das Nest mit ihrem Verwesungsgeruch verraten, außerdem hat sie
den Hinterbliebenden einen letzten Dienst erwiesen: sie haben
kostenlos wichtige Energien und Mineralien erhalten. In der freien
Natur ein Geschenk, das nicht ungenützt bleibt.
Es passiert auch, daß die gesamte Geburt aufgefressen
wurde. Diese Form von Kannibalismus kann an einer psychischen
Instabilität liegen. Oder daran, daß eine Maus eifersüchtig wird, weil
sie selbst keine Kinder hat. Oder weil sie physische Schmerzen haben.
Bei Jenny ist es der Fall, weil sie an einer
Zitze immer wund wird, diese anschwillt und sich sehr entzündet. Da
muß sie ziemliche Schmerzen haben. Ich glaube, daß sie deshalb die
Babys frißt, um der eigenen Pein ein Ende zu machen.

MäuseWeibchen bekommen alle 3 Tage ihre Periode. Ihre Schwangerschaft
dauert 3 Wochen. Danach sind sie gleich wieder empfängnisbereit.
Sie werden blind und taub geboren, können aber schon ziemlich kräftig
fiepsen. Sie haben eine kahle, rote Haut und dicke, schwarze,
geschlossene Augen. Diese öffnen sich nach etwa 6/7 Tagen. Jetzt
erhalten sie auch ihr Fell. Nach 2 wochen verlassen sie das erste mal
selbständig ihr Nest. Dann bekommen sie auch Angst vor Fremden (Gerüchen).
Gleichzeitig geht ihr Baby-Face weg. Ihre Schnauze wird spitzer.
Die Angst kann man ihnen nehmen, indem man die Erwachsenen per Hand mit
Brot füttert. Das beißen sie sich von einem Kanten zwischen den Fingern
ab. Dabei beobachten
die kleinen die Zeremonie und erkennen mit der Zeit, daß der
MenschenGeruch etwas vertrautes ist, das vor allem mit Nahrung in
Verbindung steht. Sie brauchen ca. 1 Woche, um dann selber aus der Hand
zu fressen.
Somit sind sie nach etwa 3 Wochen selbständig. Herrlich, wie die Natur
hier mitgearbeitet hat: die Schwangerschaft der Mütter beträgt auch
genau 3 Wochen. Und da sie gleich danach wieder empfangsbereit sind,
bedeutet das, daß sie ihre Babys zumindest so lange versorgen können,
bis die Neuen geboren werden.
Nach sage + schreibe 6 wochen werden sie geschlechtsreif. Mit 8 Monaten
sind sie erwachsen genug, daß sie sich mit anderen Mäuserichen um das
Revier streiten. Die unterlegenen MäuseMännchen dürfen dann beim Urin
abgeben nicht ihre eigene DuftMarke beimischen. Das wird immer wieder
vom Anführer überprüft. Der bleibt es aber nur, bis er ungefähr
eineinhalb Jahre alt ist. Dann ist er nicht mehr kräftig genug und
wird abgelöst. Diese MachtKämpfe können sehr blutig werden. Je nach
dem, wie schnell der Alte aufgibt.
Nach 2 Jahren sterben sie dann. Vorher werden sie schon ein bißchen grau,
einigen fällt auch stellenweise das Fell aus, und sie werden um die
nase runzelig. 2 Monate vor ihrem Tod wirken sie richtig ungeputzt und
schmuddelig. Zum Schluß pissen sie sich ein und leiden an allen
möglichen Entzündungen. Eine Woche davor werden sie sehr langsam und
träge, schlafen viel. Man merkt, daß ihr Leben zuende geht.

Und wenn sie nicht klettern, dann graben sie Tunnel. Dafür muß die
Streu tief genug sein. Gleichzeitig haben sie ein kleines Haus, in
das sie aus allen Richtungen (von oben und unten) gelangen können.
Übrigens: das Wechseln der Streu stört die Tiere natürlich. Zudem
haben sie sich stets eine kleine Stadt geschaffen, die dabei immer
wieder zerstört wird. Andererseits fängt es ziemlich bald zu
stinken an. Deshalb sollte das Terrarium schon öfters gesäubert werden.
Hier zeigt sich die Reinlichkeit der Mäuse erneut, diesmal sehr
hilfreich: Sie pflegen eigene Urinecken zu haben, in die sie machen.
Diese liegen entgegengesetzt den schlafNestern.
So braucht man meistens nur diese Stellen auswechseln, und schon ist
alles wieder in Ordnung.
Man sollte ihnen dann gleich etwas geben, um die Schlafstellen auszulegen.
Das tun sie nämlich für ihr Leben gern. Trockenes Gras, Blätter, Wolle,
Papier und Pappe sind hierbei sehr beliebt.

Was essen sie eigentlich? Alles, was wir haben. Mäuse sind Kulturfolger.
Aber ganz besonders mögen sie natürlich Nüsse. Damit rennen sie sogar
in eine sichere Ecke, um sie ungestört genießen zu können. Alle möglichen
Arten von Körnern ziehen sie sogar Süßem wie Honig oder Schokolade vor.
Selbst Brot essen sie lieber als den sprichwörtlichen Speck, mit dem
man sie bekanntlich fängt. Käse und Fisch wird oft nur angerührt,
wenn absolut nichts anderes mehr da ist. Aber für eine ausgewogene
Ernährung tun sie ja fast alles. In Zeiten, in denen so viel von
Kalorien, Mineralien und Gesundheit die Rede ist. Manchmal gebe ich
auch Kartoffelschalen hinzu. Sie enthalten bekanntlich die besten
Nährstoffe. Zwischendurch ein Ei wird gern begrüßt. Verdorbenes lehnen
aber auch sie ab.
Zu trinken erhalten sie ausschließlich Wasser. Das sollte immer
frisch und sauber sein. Saft oder Milch ist nicht notwendig, wird aber
nicht verschmäht. Regelmässig sollte ihnen Gemüse (Gurken, Kopfsalat) und Obst
(Weintrauben, Apfelstücke) beigegeben werden.
Aber im Alter werden auch sie dick. Da haben die kleineren den Vorteil,
daß sie wesentlich flinker und schneller sind. Ein natürlicher
Ausgleich bei der Futterbeschaffung. Außerdem habe ich schon öfters
beobachtet, daß sie, wenn sie satt sind, Körner irgendwo verstecken,
um sie später zu essen. Franzi erschien z.B. bei Erdnüssen, die ich
einzeln reichte, immer gleich wieder. Bis ich heraus fand, daß sie
damit nur kurz um die Ecke bog, diese deponierte und sofort zurück
eilte. Manchmal mache ich mir nun den Spaß, die Nuß aus ihrem Versteck
zu holen und ihr erneut zu geben. Schließlich kam man sich von einer
Maus ja nicht immer zum Besten halten lassen!
Wissenschaftliche Untersuchungen haben übrigens ergeben, daß, ob eine
Maus dick oder mager wird, schon in früher Jugend geprägt wird.

Eine Maus zu zahm zu kriegen, ist relativ leicht, wenn man über ihre Instinkte geht.
Sie lieben nun mal Nüsse. Reibt eure Hand also damit ein und haltet sie ihnen hin.
Darauf werden sie kommen und schnuppern. Ihr müsst Geduld haben. Bleibt ganz
ruhig und tut nichts! Bei den nächsten Malen legt zusätzlich ein / zwei Nüsse in Eure Hand.
Vielleicht klettern sie schon drauf, nehmen sich die Nuss und flitzen gleich wieder weg.
Wenn sie richtig zahm sind, bleiben sie auf der Hand sitzen.
Dann könnt ihr sie auch streicheln. Dabei immer mit der FellZeichnung, also von oben
nach unten.

Bekriegen sich zwei Männchen bis aufs Blut, dann müsst ihr sie in der Regel trennen. Das
heisst, in verschiedene Terrarien setzen. Das geht aber nicht bei vielleicht vielen Männchen.
Dann sollte das eine Terrarium zumindest gross genug sein, dass die Unterlegenen ausweichen
können. Sich ein eigenes Nest bauen weitab vom Chef. Um ihm nicht in die Quere zu kommen.
Dabei lässt sich beobachten, dass sie in der Tat nur dann zum Fressen und Trinken erscheinen,
wenn er schläft. Gebt ihnen auch die Möglichkeit, sich ihre Enklave mit Holz und Blättern
gemütlich zu machen.
Wenn sie sich so nicht auf den Wecker gehen, kann es sogar vorkommen, dass der Verwiesene
wieder aufgenommen wird und den Chef zum Beispiel putzt.
Es gibt auch noch eine andere Möglichkeit. Mäuse gehen viel nach Gerüchen. Ihr seid inzwischen
unwiderruflich mit toller Nahrung verbunden. Ihr seid der wahre Häuptling. Wenn es nun vorkommt,
dass sich zwei Mäuse zoffen oder eine ständig unterdrückt wird, könnt ihr Einlenken. Nehmt die
unterlegene Maus in eure Hand und streichelt sie, so dass sie vollkommen mit eurem Geruch
versehen ist. Dann wird sie mit Hochachtung beschnuppert und so schnell nicht mehr gepiesackt.
Allerdings nur, solange sie euren Geruch behält. Wenn ihr das öfters macht, ist zu hoffen, dass die
anderen sie peu à peu mehr akzeptieren.

Wenn mir eine Maus entlaufen ist, dann nehm ich eine PlastikTüte und leg
etwas Brot oder Käse hinein. Jetzt plazier ich sie vor den Ort, wo
sich die Flüchtende aufhält, mit der Öffnung in ihre Richtung.
Mäuse sind von Natur aus sehr neugierig. Außerdem können sie gut
riechen. Also wird es nicht lange dauern, und die Maus guckt sich
das ganze an. Irgendwann wird sie hinein krabbeln. Das hör ich dann
am Rascheln. Da die Tüte meinen Geruch etwas absobiert, schleich ich
mich hin und halte die Öffnung zu. Schon ist das Mäuschen wieder
gefangen.
Da Mäuse eher nachtaktiv sind, ist der späte Abend oder frühe Morgen
die beste Zeit, um diese Methode auszuführen. In der Regel braucht man
nicht länger als 1 Stunde zu warten. Da das Rascheln als eine Art
SignalGeber dient, kann ich in dieser Zeit auch etwas anderes tun.
Mittlerweile haben meine Mäuse soviel Vertrauen zu mir (sie leben jetzt
in der 4. Generation bei mir), daß ich freien Zugang zu den Babys
habe. In den ersten Jahren habe ich die Neugeborenen noch eine Weile
allein gelassen. Auch die Mütter fühlten sich einfach sicherer, wenn
das Nest inmitten des Streus und in einem HolzHäuschen verborgen war.
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Geburt von Panther (26.4.99)
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1 Woche alt: Panther noch rot
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Doch nun lassen Genevia (Jenny) und Samantha (Sammy) sie frei in einer
Ecke des Terrariums unter einer HolzBrücke liegen. Immer ist jedoch
mindestens eine Tante da, die sich darüber legt, um sie zu wärmen.
Auch helfen sie, die Babys abzulecken, was nicht nur der Sauberkeit
dient, sondern auch ihren Kreislauf z.b. zur Verdauung anregt.
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Die Babys werden aber nicht mehr versteckt, und ich kann sie unbekümmert
anfassen. Mein Geruch ist von allen akzeptiert - mehr noch, ich bin
so eine Art Anführer, da alle wissen, daß ich für das Essen sorge.
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2 Wochen alt: Panther schon schwarz
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Auch wenn sie sich unwohl fühlen, krank sind oder irgendein Problem
haben, kommen sie zu mir gelaufen und wollen auf den Arm. Als ob
sie denken, ich werde es schon wieder in Ordnung bringen. Das ist
auch im EndStadium ihrer Schwangerschaft so. Und auch danach. Es
geschieht dies nicht aus Hunger. Sie wollen nichts zu essen. Sie
suchen mich auf, als ob sie bei der neuen Situation meine Hilfe
brauchen. Zumindest wirkt meine Gegenwart beruhigend auf sie.
Wenn die Babys erst 3 Wochen alt sind, helfen sie ihren Müttern, die
ganz jungen, grad geborenen zu pflegen. Sie belecken und putzen sie
und wärmen die noch Fellosen mit ihrem Körper.
Alle tanten, auch die, die nicht stillen, können übrigens den babys bei
der ernährung behilflich sein. Sie geben ihnen z.b. vorgekautes brot über
den mund, so dass die kleinen auch über diesen weg lernen, was sie
später zu essen suchen sollten. Vor allem aber werden die eigentlichen
mütter immens entlastet. Sie haben nur 8 zitzen, aber oft doppelt so
viel babys.

Immer wieder werden BabyMäuse aufgefunden. Sei es durch die eigene Katze angeschleppt oder, dass ein Nest
von der Mutter verlassen wurde.
Solange die Kleinen noch kein Fell haben und die Augen geschlossen sind, ist es fast unmöglich, sie selber
zu versorgen. Aber es kann klappen.
Gebt ihnen keine KuhMilch. Deren Enzyme werden von Mäusen nicht vertragen. Günstiger ist KatzenMilchPulver aus
DrogerieMärkten. In Wasser aufgelöst, müsst ihr es mit einer Pipette den Kleinen einflössen. Dabei benötigen sie die
Nahrung in einem Rythmus wie auch menschliche Babies: alle vier-sechs Stunden. Auch nachts.
Bei allem darf aber nicht vergessen werden, dass sie damit immer noch kein mäusisches Verhalten lernen. In freier Natur
können sie womöglich nicht mehr überleben. Auch sind sie in Sachen Sauberkeit, RevierKämpfe, GefahrenVorsicht, Klettern und
Fressen ohne eine ihnen natürliche Kenntnis. Sie benutzen ihre Instinkte ungeschickt, denn auch diese müssen oft erst
initiiert und angeleitet werden.
Dafür haben sie wesentlich weniger Furcht vor Menschen.

Die Männchen sind gleich nach der Geburt schwer von den Weibchen zu unterscheiden. Erst nach 2-3 Wochen wachsen ihnen
relativ grosse Hoden. Dass ist zunächst ihr besten Merkmal. Später sind sie auch an ihrem aggressives Verhalten zu erkennen.
Geschlechtsreif werden sie nach 4-5 Wochen. Also aufgepasst: dann sollten die Jungs von den Weibchen getrennt werden.
Sonst gibt es Inzucht. Und die schwächt das ImmunSystem. Die Mäuse werden schneller krank und sterben früher.
Noch eins zu den Männchen: Obwohl sie sich auch wie die Weibchen
gegenseitig putzen können, herrschen bei ihnen doch weitaus härtere
Gesetze. Sobald sie geschlechtsreif, aber vor allem, wenn sie Erwachsen sind,
fangen sie an, sich mit ihrem Urin einzureiben (nach 3-4 Monate). Dann wird das
Revier als eigenes angesehen und verteidigt. Dabei geht es um Leben und
Tod. Zappatisto hat z.B. Blümchen, der viel älter ist, so zerbissen,
daß ich den Armen rausnehmen mußte. Ähnlich erging es Paul gegenüber
seinem Vater Fritz. Er rebellierte, aber verlor. Von da an wurde er
auch von allen anderen gejagt. Wer sich auf einen Machtkampf einläßt,
gewinnt oder muß fliehen. In dieser Hinsicht habe ich schon mehrere Loser,
die sich auch woanders nicht mehr eingewöhnen können, in kleinen
EinzelTerrarien untergebracht. Das ist keine glückliche Lösung. Aber
Aussetzen? Und im Winter...
Deshalb versuche ich, diesen endgültigen Situationen möglichst
vorzubeugen. Wenn es Ärger gibt, hänge ich ihnen eine Schaukel oder
sonstwas besonderes hin. Auch EierschalenKarton mit seinen vielen
Auswuchtungen und Nischen ist sehr beliebt. Dann fangen sie gleich an
zu spielen und alles
ist zunächst einmal vergessen. Grundsätzlich ist es gut, wenn sie stets
etwas haben, damit keine Langeweile aufkommt. Aber damit nicht
irgend wann ein zu großer GewöhnungsEffekt auftritt, tausche ich die
Spielsachen ständig aus. Eine Rotation hat auch den Vorteil, daß an
den Objekten immer der Geruch der aus den anderen Terrarien haftet.
Eine wahrlich faszinierende Tatsache!
Übrigens versuchen die männchen, oft auf die spitze von gegenständen zu
steigen. Dort haben sie den besten aus- + überblick. Ebenso verhalten
sich dominante weibchen.

Ein Weibchen ist 3-4 Wochen nach der Geburt bereits geschlechtsreif. Nach einer 3-wöchigen Schwangerschaft ist sie sofort
wieder empfangsbereit. Es können 2-15 Babies kommen. Das liegt hauptsächlich am Alter der Mutter. Die BabieWeibchen können
nach 1 Monat selbst schon schwanger werden. Mäuse sind halt die Nagetiere mit der grössten VermehrungsPotenz.
Etwas ganz besonderes sind Mütter mit säugenden Babys. Jetzt werden
auch sie wesentlich aggressiver und abwehrbereiter. Eine Maus, die
für 5 Tage woanders war und zurückkommt, wird aufgrund ihrer etwas
anderen Gerüchlichkeit zunächst einmal abgelehnt. Sie muß sich das
Revier erst wieder erobern.
Die Mütter können ihre Babys übrigens auch gemeinsam aufziehen. Sie
werden dann von allen durcheinander gestillt. Das hat den Vorteil, daß
der Tod der einen nicht den Tod ihrer Kinder nach sich zieht.

In der natur erreichen mäuse meist nicht ihre volle lebensSpanne. Sie
werden bereits vorher ein fressOpfer anderer tiere. Dafür haben sie
aufgrund der grösseren vielfalt ihrer gene weniger krankheiten.
ZuchtWeibchen bekommen häufig brustKrebst, vor allem, wenn sie gestillt
haben. Aber auch im magen können sich tumore bilden. Die männchen hingegen
sterben plötzlich und scheinbar wie aus heiterem himmel. Mäuse haben
ein schwaches herz und bei dem stress, den sich ausgewachsenen männchen
machen können, ertragen sie zuviel ihresgleichen nicht in einem
terrarium. Sie können die herzAttacke auch überleben, haben dann aber
merkmale wie bei einem schlagAnfall: z.b. bleiben die hinterBeine
unbeweglich oder anderes geht nicht mehr.
Auch sei darauf geachtet, dass mäuse immer genug zum nagen haben. Gibt
es kein hartHolz im terrarium, werden ihre zähne im alter sehr lang.
Dann kann es passieren, dass sie verhungern, weil sie das maul nicht
mehr so weit aufzusperren vermögen, um zu fressen. Sie kriegen
sprichwörtlich nicht mehr die zähne genug auseinander.
Schnupfen kann eine maus auch mal kriegen. Dann hört man sie deutlich
laut riechen (was mit atmen gleich zu setzen ist). Das vergeht aber
und ist in der regel nicht weiter schlimm.

Wenn sich die mäuse ständig kratzen, kann es daran liegen, dass sie milben haben. Das sind in der regel kleine, weisse parasiten.
Die jucken so sehr, dass die mäuse sogar das fell verlieren können. Das ist auch gefährlich für die anderen: wenn sie sich zusammenkuscheln,
springen die milben auf alle über.
In naturkostLäden gibt es niemSamenTinktur in sprühFlaschen zu kaufen. Der sud ist ungiftig und 2x am tag aufzutragen.
Davon gehen diese milben weg.
Übrigens: für menschen sind sie ungefährlich (andere können allerdings allergien verursachen).

Wusstet ihr schon, dass in den Tränen der Mäuse ebenso Lockstoffe enthalten sind, wie in ihrem Schweiss und den Duftdrüsen?
Neueste Forschungen haben herausgefunden, dass die männlichen Mäuse auch heulen, um die Weibchen auf sich aufmerksam zu machen.
Das neuste aus der wissenschaft: Dehnel hat herausgefunden, dass mäuse
im winter ihre körperGrösse und auch die inneren organe veringern
können. Dadurch wird wahrscheinlich die wärmeAbgabe reduziert.
Ängstliche und agressive mäuse haben einen um 1/3 kleineren aktions-
und bewegungsRadius. Oft hält dieser zustand sich die waage mit einem zu
kleinen terrarium. Aber über reichlich spiel- und bewegungsAngebote
kann sich diese scheu (und unterentwickelte intelligenz) bis zum
erwachsenenSein ausgleichen.
Mäuse altern 30x so schnell wie menschen mit einer 30x höheren krebsRate.
In freier natur sind sie weniger davon betroffen, da sie in der regel
nicht so alt werden wie in der zucht. Denn krebs betrifft eher ältere
tiere. Das bedeutet, dass die evolution die fortpflanzung zunächst
sicherte - die bei mäusen besonders effektiv ist - so dass sie nicht
aussterben.
juni 2001
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oben Michele, unten Fredricke, rechts Leonardo
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ein Knäuel von Michele, Fredericke + Leonardo
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juli 2001
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Fredricke, Leonardo, Michele
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Fredericke putzt Michele
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september 2001
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Leonardo putzt Fredericke
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und putzt und putzt...
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